Kaffee

Kaffee und Krebsrisiko: Genuss oder Schaden?

Letzte Aktualisierung: 27.11.2017

Ohne den Milchkaffee am Morgen oder den Cappuccino am Nachmittag wäre für viele Menschen die Welt nicht in Ordnung. Doch Kaffee hatte lange einen schlechten Ruf: zu viel Koffein sei schädlich für die Nerven, zu viele Röststoffe nicht gut für den Magen. Kaffee sei schlecht für den Flüssigkeitshaushalt. Vor einigen Jahren fand man auch noch krebserregendes Acrylamid, das bei der Röstung entsteht. Umfragen zeigen: Viele gesundheitsbewusste Menschen verzichten auf das Getränk. Auch in Diätvorschlägen findet man oft den Tipp, den Konsum zumindest stark einzuschränken.

Doch ist das wirklich notwendig? Krebsforscher sagen nein. Studien zeigen: Solange man Kaffee nicht kochend heißt trinkt, ist er nicht schädlich und möglicherweise sogar ein regelrecht gesundes Getränk. Was wirklich drin ist in der Tasse, erläutert der Krebsinformationsdienst  in seinem Text "Kaffee und Krebsrisiko".

Kaffee – ob er gesund ist oder nicht, diese Frage hat schon manche Diskussion am Kaffeetisch ausgelöst. Heute geben Experten Entwarnung: Kaffee ist mit großer Wahrscheinlichkeit nicht Krebs erregend. Er ist auch sonst bei weitem nicht so gesundheitsschädlich, wie viele Menschen glauben. Selbst die enthaltenen pflanzlichen Säuren sehen Wissenschaftler heute eher positiv. Nur allzu viel Koffein sollte es nicht sein, und man sollte Kaffee auch nicht brühend heiß trinken - das schadet den Schleimhäuten.

Gilt diese Aussage für alle Menschen? Leider nein: Wer bestimmte Erkrankungen hat, oder wer Medikamente einnimmt, die sich mit Kaffee nicht gut vertragen, kann sich schaden. Ob dies möglich ist, kommt jedoch ganz auf die individuelle Situation an. Daher sollte man im Zweifelsfall auch mit dem Hausarzt oder behandelnden Fachärzten Rücksprache halten - ein solches Gespräch lässt sich durch Informationen aus dem Internet nicht ersetzen.

Und es gibt noch ein weiteres Problem beim Blick in die Kaffeetasse, wie Statistiken zeigen: Unter den Menschen, die sehr viel Kaffee trinken, leben viele insgesamt nicht gesund. Wer viel Koffein braucht, schläft zum Beispiel schlecht oder zu wenig, raucht nicht selten auch und achtet insgesamt weniger auf einen gesunden Lebensstil.

Lange galt Kaffee als ungesund. Heute weiß man: So stimmt das nicht, eher das Gegenteil ist der Fall. Gerade was die Frage nach dem Krebsrisiko angeht, gilt das Getränk inzwischen sogar eher als Schutz.
Studien zeigen: Kaffee ist kein Risikofaktor für die meisten häufigeren Krebsarten. Lungenkrebs, Prostatakrebs, Bauchspeicheldrüsenkrebs oder Eierstockkrebs entstehen bei Kaffeetrinkern nicht häufiger als bei "Kaffee-Abstinenzlern". Dies gilt jedoch immer nur dann, wenn man nicht zusätzlich raucht.

Im Juni 2016 kam sogar eine ganz offizielle "Entwarnung" von der Internationalen Krebsforschungsagentur (IARC): Ein Krebsrisiko durch Kaffee kann ausgeschlossen werden. Nur zu heiß sollte man ihn nicht trinken, um die Schleimhäute in Mund und Speiseröhre zu schonen. Doch dies gilt nicht nur für Kaffee, sondern für alle Getränke und Speisen.

Die Belege im Detail: Schutz vor Krebs statt Risiko?

Risikofaktoren

Einen Überblick über aktuelles Wissen bietet der Krebsinformationsdienst unter Krebsrisikofaktoren.

Was weiß man im Einzelnen über die gesundheitlichen Auswirkungen? Dazu gibt es inzwischen zahlreiche Studien:

Bereits aufgeführt wurden die Untersuchungen zu Prostatakrebs - Kaffee bietet mehr Schutz als Risiko, zumindest bei normalem Konsum.

Kaffee bietet Schutz vor Leberkrebs: Seine Inhaltsstoffe bremsen Veränderungen des Lebergewebes, die zur Entstehung von Karzinomen beitragen. Diese Aussage hat sich in vielen Studien bestätigt, auch wenn der Umfang der schützenden Wirkung (noch) nicht genau bezifferbar ist. Ob man Kaffee oder Extrakte daraus sogar gezielt zur Vorbeugung oder zur Behandlung von Leberkrebs einsetzen könnte, wird derzeit untersucht.

Kaffee scheint auch das Risiko zu senken, an Nierenkrebs und "schwarzem" wie "weißem" Hautkrebs zu erkranken. Und zumindest für Frauen vor den Wechseljahren gibt es vielleicht auch einen schwachen Schutzeffekt vor Brustkrebs. Ähnlich könnte es neuen Erkenntnissen zufolge auch bei Darmkrebs aussehen. Ausreichend belegt ist ein Zusammenhang außer für Leberkrebs bisher aber nur für Krebserkrankungen der Gebärmutter, sogenannte Endometriumkarzinome.

Möglicherweise existiert eine solche günstige Wirkung noch für weitere Tumorarten, hier ein Beispiel: Die Autoren einer aktuellen übergreifenden Analyse aller Daten gehen Ende 2017 davon aus: Auch Krebs in Mund und Rachen scheint bei Kaffeetrinkern seltener vorzukommen - zumindest so lange, wie sie nicht rauchen.
Ähnlich positive Effekte zeigen sich auch für eine Reihe von anderen Krankheiten. Weitere Forschung ist allerdings erforderlich.

Und was ist mit Blasenkrebs? Und Karzinomen der Speiseröhre?

Offen war lange Zeit die Frage nach dem Blasenkrebsrisiko: Zwar erkranken Vieltrinker, die mehr als zehn Tassen pro Tag konsumieren, tatsächlich häufiger. Dies ist jedoch nicht auf den Kaffeekonsum, sondern vermutlich auf den zusätzlichen Konsum von Zigaretten zurückzuführen. Neuere Studien machen dies recht deutlich.

Ein sehr hoher Kaffeekonsum bietet Forschern zudem oft Hinweise darauf, dass die betroffenen Probanden einen insgesamt nicht gesundheitsfördernden Lebensstil haben. Menschen, die sehr viel Kaffee trinken, rauchen nicht nur häufiger als andere. Sie trinken außerdem oft insgesamt viel zu wenig Flüssigkeit zu sich. Dies führt dazu, dass Schadstoffe, die über die Harnwege ausgeschieden werden, konzentrierter in die Blase gelangen und meist auch länger darin bleiben.
Auch chronische Infekte, die die Blasenschleimhaut schädigen, sind bei Menschen häufiger, die zu wenig trinken.

Unter Berücksichtigung solcher Einfussfaktoren konnten neuere Studienübersichten keinenen Zusammenhang zwischen Kaffee und Blasenkrebs feststellen.

Kaffee kann jedoch das Risiko für Speiseröhrenkrebs steigern – allerdings nur, wenn man ihn viel zu heiß trinkt. Auch andere zu heiße Getränke können schaden und zu einer chronischen Schädigung der Schleimhaut führen.
Wer mit saurem Aufstoßen oder Sodbrennen auf Kaffee oder andere Lebensmittel und Getränke reagiert, sollte beim Arzt die Ursache abklären lassen. In der Regel sind es nämlich nicht die im Kaffee enthaltenen Säuren, die dafür unmittelbar verantwortlich sind. Wichtig bei ständigem Sodbrennen ist baldige Abhilfe: Auf Dauer sind sonst Schädigungen der Schleimhaut möglich, und diese gelten als Krebsvorstufe.

Nicht alle Studien untereinander vergleichbar

Wie viel ist "eine Tasse"?

In vielen Befragungen wurde gezählt, wie viele Tassen Kaffee die Studienteilnehmer am Tag tranken. Das Problem: Oft ist nicht genau angegeben, wie groß diese Tassen waren. Das erschwert die Vergleichbarkeit der Studien. Man kann daher nur schlecht in Zahlen angeben, wie "gesund" Kaffee genau ist. Die beste Wirkung schein Kaffee bei "durchschnittlichem" Konsum zu haben.

Bei der Aussagekraft vieler Studien zur Kaffeewirkung gibt es eine gewisse Einschränkung: So lassen sich nur wenige Untersuchungen unmittelbar untereinander vergleichen. Oft ist unklar, wie viel Kaffee die Probanden tatsächlich getrunken haben, weil die Angabe der Tassengröße fehlt. Manchmal sind auch die sonstigen Lebensumstände der "Vieltrinker" ungenau erfasst.

Daher lassen sich die Kaffeewirkung und vor allem der schützende Effekt bisher kaum in eindeutigen Zahlen und Prozenten angeben. Zumindest die Aussage, dass Kaffee für die meisten Tumorarten keinen Risikofaktor darstellt und vor Leberkrebs und Gebärmutterkörperkrebs schützen kann, gilt aber als gesichert.

Wenig weiß man darüber, welche Wirkungen Kaffee bei Menschen haben kann, die bereits an Krebs erkrankt sind. Zurzeit kann man nicht belegen, ob Kaffee bei ihnen tumorhemmend wirkt. Genauso wenig lässt sich beurteilen, ob Kaffee Rückfälle oder Metastasen fördern könnte.

Sicher ist dagegen: Die Inhaltsstoffe des Getränks, vom Koffein bis hin zu anderen Substanzen, vertragen sich mit vielen Medikamenten nicht besonders gut. Die Wirkung von Arzneimitteln kann verändert werden. Ihrerseits führen einige Medikamente dazu, dass die Koffeinwirkung viel länger anhält als gewohnt.

Kaffee als Getränk? Auf die gesamte tägliche Trinkmenge achten

Ist Kaffee ein "Flüssigkeitsräuber"? Auch hier gibt es eher eine Entwarnung: Mit der Flüssigkeitsbilanz sieht es bei Kaffeetrinkern nicht so schlecht aus, wie lange befürchtet. 

Die Inhaltsstoffe wirken zwar "diuretisch": Sie regen den Körper zu vermehrter Ausscheidung von Wasser und Salzen über die Nieren an. Wer das Getränk regelmäßig konsumiert, gewöhnt sich allerdings bis zu einem gewissen Grad daran, die entwässernde Wirkung lässt nach. Kaffee darf also ruhig mitgezählt werden, wenn man die tägliche Trinkmenge abschätzt, so die Deutsche Gesellschaft für Ernährung

Trotzdem sollte man darauf achten, Kaffee nicht als Durstlöscher oder vorrangige Flüssigkeitsquelle zu nutzen. Dazu ist Wasser besser geeignet.

Andere gesundheitliche Aspekte hängen von der individuellen Situation ab: Ob Kaffee beispielsweise gegen Kopfschmerzen hilft oder vielmehr einen Migräneanfall fördert, ob Patienten mit Diabetes, Rheuma, Magen-Darm-Leiden, Gicht, Osteoporose oder sonstigen chronischen Erkrankungen Kaffee trinken dürfen, müssen Betroffene mit ihrem Arzt besprechen.

  • Die gleiche Empfehlung gilt für Krebspatienten und -patientinnen: Die behandelnden Ärzte können zum Thema Kaffee beraten und auf mögliche Wechselwirkungen mit Medikamenten achten.

Nach Wasser ist Kaffee das weltweit am häufigsten konsumierte Getränk. Entsprechend kritisch wird seine Qualität zumindest in der Europäischen Union kontrolliert. Nur selten werden bei handelsüblichen Marken zu viele Schadstoffe gefunden, etwa das beim Rösten mit zu hoher Temperatur entstehende Acrylamid oder Spuren von Schimmelpilzgiften.

Ob aus einer Schadstoffbelastung von Kaffee ein messbares Krebsrisiko entstehen kann, ist anhand der derzeit vorliegenden Daten unklar bis unwahrscheinlich. In einer Übersichtsarbeit von 2011 zum Thema Acrylamid kommen Wissenschaftler beispielsweise zu dem Schluss: Acrylamid aus Kaffee und anderen Quellen erhöht das Krebsrisiko wohl nicht wesentlich.

Unklar bleibt lediglich die Frage nach dem Risiko für Nierenkrebs. Allerdings: Betrachtet man alle seine Inhaltsstoffe zusammen, scheint Kaffee auch vor Nierenkrebs eher zu schützen.

Inhaltsstoffe

Wie viel Koffein, wie viele pflanzliche Schutzstoffe sind in Kaffee enthalten? Das hängt von der Sorte und der Zubereitung ab.

Kaffeebohnen sind die Samen des Kaffeebaumes; für die Produktion wichtig sind die Arten Coffea arabica und Coffea canephora (Robusta) . Die getrockneten und vom Fruchtfleisch befreiten Samen werden geröstet. Erst dabei entstehen viele Substanzen, die Geschmack, Geruch und biologische Wirkung von Kaffee ausmachen. Die Forschung befasst sich intensiv mit allen davon.

Ein wesentlicher Inhaltsstoff ist Koffein. Dabei handelt es sich chemisch um ein sogenanntes Alkaloid aus der Gruppe der Methylxanthine. Dessen Wirkung wird generell als "anregend" bezeichnet: auf das Nervensystem, die Herzfrequenz, den Blutdruck, auf die Magenfunktion und die Darmtätigkeit sowie auf viele weitere Stoffwechselvorgänge.
Hinzu kommen Aroma- und Röststoffe. Vor allem Letztere entstehen ähnlich wie Karamell beim Erhitzen der in den Bohnen enthaltenen Zucker und Eiweiße.

Enthalten sind außerdem Mineralstoffe, Fettsäuren und ihre chemischen Verbindungen, pflanzliche Phenolsäuren wie etwa die Kaffeesäure, und sogar Vorstufen von B-Vitaminen. Was davon in der Tasse ankommt, hängt allerdings stark von der Aufbereitung des Rohkaffees und von der individuellen Art der Kaffeezubereitung ab.

Nicht nur das Koffein gilt als "bioaktiv". Auch von einem Teil der anderen heute bekannten Inhaltsstoffe kennt man eine oder mehrere Auswirkungen auf den Organismus.
Wie wirken die enthaltenen Substanzen? Wie wirkt Kaffee insgesamt?

Gesunde Ernährung wichtiger

Auch wenn Kaffee als gesundheitsfördernd gilt: Eine gesunde Ernährung kann das Getränk nicht ersetzen.

Vor allem Inhaltsstoffe, die als sogenannte Antioxidantien wirken, werden heute auf ihre gesundheitliche Wirkung hin untersucht. Ihnen wird nachgesagt, dass sie sogenannte freie Radikale an ihrer schädigenden Wirkung auf die Zellstrukturen hindern und so beispielsweise Fehler an der Erbsubstanz DNA verhüten.

Von diesen pflanzlichen Substanzen und anderen, möglicherweise vor Krebs schützenden Stoffen findet sich in Kaffee eine ganze Menge, etwa die bereits erwähnten Phenolsäuren. Obwohl diese in isolierter Form und höherer Konzentration schädlich sein können - und früher zum schlechten Ruf von Kaffee beitrugen -, scheinen sie im Getränk selbst bei Menschen eher positiv zu wirken.

  • Kaffee kann eine Ernährung mit viel Obst und Gemüse auf keinen Fall ersetzen.

Doch der quantitative Beitrag von Kaffee zur Gesundheit ist nicht zu unterschätzen: U.S.-Studien zeigten, dass bei Amerikanern wichtige Stoffe für die Gesundheit bis zu einem Fünftel über Kaffee aufgenommen werden. Lediglich die Vitamine im Kaffee, etwa das Vitamin E, spielen für die tägliche Versorgung mengenmäßig praktisch keine Rolle.

Die Kritik an diesen Aussagen folgte allerdings gleich hinterher: Aus den entsprechenden Studien könne man keineswegs ablesen, wie wichtig das Getränk sei. Sichtbar werde vielmehr, wie wenig Obst und Gemüse der Durchschnittsamerikaner täglich verzehre, wenn die Zufuhr sogenannter sekundärer Pflanzenstoffe hauptsächlich über Kaffee erfolge.

Noch mehr drin in der Tasse

Es gibt Hinweise darauf, dass Kaffee auch in den Energiestoffwechsel eingreift: Der Konsum wirkt sich unter anderem regulierend auf die Insulinwirkung aus. Die Regelkreise, in die das Hormon Insulin eingebunden ist, beeinflussen nicht nur den Zuckerstoffwechsel, sondern auch die Erneuerung von Geweben und Zellen. 

Dies hört sich zwar zunächst positiv an. Man geht aber heute davon aus, dass entsprechende Botenstoffe und Wachstumsfaktoren auch das Wachstum von Tumorgewebe anregen könnte, vor allem bei Menschen, die deutlich zu viel wiegen: Ihr Körper spricht häufig nicht mehr so gut auf das Hormon Insulin an, was zum Beispiel zur Zuckerkrankheit (Diabetes) führen kann. Diese chronische Stoffwechselschieflage, das sogenannte metabolische Syndrom, steigert nach neueren Erkenntnissen auch das Krebsrisiko. 

Kaffee scheint allen diesen Prozessen entgegen zu wirken. Die risikomindernde Wirkung ist bei Menschen mit starkem Übergewicht am deutlichsten ausgeprägt.

Lange nahm man an, dass vor allem das Koffein für diese krebsschützende Wirkung bei übergewichtigen Kaffeetrinkern verantwortlich sei. Für das Koffein spricht, dass laut einiger Studien die Schutzwirkung ausbleibt, wenn Menschen nur koffeinfreien Kaffee trinken.

Neuere Studien deuten allerdings auch auf eine Wirkung anderer pflanzlicher Schutzstoffe hin. Sie wurden im Einzelnen noch nicht identifiziert.

Dies schließen Forscher aus Vergleichen zwischen Kaffee- und Teekonsumenten: Frauen, die vier Tassen Kaffee und mehr pro Tag trinken, haben laut einer großen Studie ein geringeres Risiko für Krebs der Gebärmutterschleimhaut (Endometriumkarzinom), eine der Krebserkrankungen, die unter anderem durch Übergewicht gefördert wird.
Bei Teetrinkerinnen, die oft die gleiche Menge an Koffein oder anderen Methylxanthinen wie Kaffeetrinkerinnen aufnehmen, findet sich ein solcher Schutzeffekt nicht. Also müssen außer Koffein weitere Stoffe dafür verantwortlich sein, die tatsächlich nur in Kaffee vorkommen.

Auf die Verträglichkeit achten

Wie viel Kaffee darf man trinken? Das hängt vom persönlichen Gesundheitszustand ab. Manche Menschen vertragen mehr, manche weniger. Der Hausarzt kann Auskunft geben. Anhaltspunkte bietet das Bundesinstitut für Risikobewertung unter www.bfr.bund.de/de/fragen_und_antworten_zu_koffein_und_
koffeinhaltigen_lebensmitteln__einschliesslich
_energy_drinks-194760.html.
Eine weitere Information zum Muntermacher Kaffee gibt es außerdem unter www.bfr.bund.de/de/presseinformation/2016/22/was_alles_so_drin_ist_im_muntermacher__kaffee_ist_eine_herausforderung_fuer_die_risikobewertung-197733.html.

Medikamente sollten nicht mit Kaffee eingenommen werden, außer der Arzt hat es ausdrücklich erlaubt.
Dies gilt auch für Krebspatienten: Die Aufnahme der Wirkstoffe im Magen und im weiteren Verdauungstrakt könnte behindert werden. Manche Mittel verstärken ihrerseits die Koffeinwirkung. Welche Wirkung die Inhaltsstoffe von Kaffee auf Menschen haben, die regelmäßig Medikamente einnehmen, ist seit einiger Zeit sogar ein wichtiges Forschungsthema. Dies zeigt ein Blick in internationale Studienregister.
Mehr zu möglichen Wechselwirkungen zwischen Arzneimitteln, Getränken und Lebensmitteln hat der Krebsinformationsdienst in einem eigenen Text zusammengestellt.

Den meisten Menschen ist nicht nur der Kaffeegenuss als solcher wichtig: Sie schätzen vor allem die anregende Wirkung des Koffeins. Dabei ist die Dosis wichtig: Viel hilft bei Kaffee nicht automatisch viel, wenn man wach bleiben möchte. Fachleute empfehlen, lieber öfter kleinere Mengen zu trinken als mehrere große Tassen auf einmal.
Wann der richtige Zeitpunkt für die letzte Tasse Kaffee des Tages ist, um gut schlafen zu können, hängt vom individuellen körperlichen Zustand ab. Auch das Alter und sogar die Gene spielen eine Rolle dabei, wie man auf Kaffee und das enthaltene Koffein reagiert. Das Bundesinstitut für Risikobewertung rät daher auch dazu, den persönlichen Gesundheitszustand zu berücksichtigen.

Etwas anderes sind sogenannte Energy Drings, die nicht nur gewisse Mengen Koffein, sondern meist auch viel Zucker und andere angebliche "Fitmacher" enthalten. Sie sind keine Durstlöscher, und sie sollten auf keinen Fall in größeren Mengen getrunken werden. Sie können Flüssigkeitsmangel überdecken und, gerade zusammen mit Alkohol, zu einer Überschätzung der eigenen körperlichen Leistungsfähigkeit führen.

Für Interessierte und Fachkreise

Sie interessieren sich für die Wirkung von Grüntee? Lesen Sie hier mehr zu den Wechselwirkungen insbesondere von Matcha-Tee mit Medikamenten.

Viele Menschen gehen davon aus, dass Tee gesünder als Kaffee sei. Besondere Wirkungen werden vor allem dem sogenannten grünen Tee zugeschrieben, der aus unfermentierten, direkt nach dem Pflücken weiterverarbeiteten Teeblättern hergestellt wird. Doch was ist wirklich dran?
Auch hier gilt: Pauschale Aussagen lassen sich kaum treffen. Werden bei Kaffee meist die Risiken überschätzt, sind es bei Schwarz- oder Grüntee die vermutlich zu hoch angesetzten Hoffnungen auf eine positive gesundheitliche Wirkung.

Beim Grüntee sind sich die Forscher weitgehend einig: Zwar gibt es eine Vielzahl von Hinweisen auf gesundheitsfördernde Effekte des sogenannten Epigallocatechingallats (EGCG). Der Gehalt an dieser Substanz ist in Grüntee besonders hoch. Auch die Senkung des Krebsrisikos durch diesen Stoff wird diskutiert.  Doch noch ist viel mehr Forschung notwendig. Einen anerkannten Stellenwert in der gesundheitlichen Vorbeugung oder der Behandlung von Krebs haben Grüntee-Extrakte nicht.



Quellen und weiterführende Informationen (Auswahl)

International Agency for Research on Cancer: Im Juni 2016 sorgte eine aktuelle Bewertung von Kaffee durch die Internationalen Krebsforschungsagentur für viel Medienaufmerksamkeit, mehr unter http://www.iarc.fr/en/media-centre/pr/2016/pdfs/pr244_E.pdf. Der abschließende Bericht liegt bisher als Publikation vor, noch nicht als endgültige Monographie:
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Continuous Update Project Report: Food, Nutrition, Physical Aktivity, and the Prevention of Cancer. Dieser wichtige Bericht ist im Internet frei zugänglich, in englischer Sprache. Verantwortlich für dieses kontinuierlich aktualisierte Projekt ist der World Cancer Research Fund, mehr unter http://wcrf.org/int/research-we-fund/continuous-update-project-cup. Die Eingabe der Stichworte "coffee" oder "tea" führt zu einzelnen Publikationen bzw. Kapiteln des Reports, die sich mit den Auswirkungen auf einzelne Tumorarten befassen.

Weitere Fachliteratur

Die folgende wissenschaftliche Literatur ist überwiegend in englischer Sprache verfasst und meist nicht frei zugänglich. Sie kann in Bibliotheken eingesehen werden oder über entsprechende Fachdienste bestellt werden, mehr dazu im Informationsblatt "Literatursuche" (PDF).
 
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Erstellt: 13.12.2011

Herausgeber: Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ) │ Autoren/Autorinnen: Internet-Redaktion des Krebsinformationsdienstes. Lesen Sie mehr über die Verantwortlichkeiten in der Redaktion.

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